Wichtige Information für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer
Schwammspinner im Klimawandel
Schwammspinner-Raupe beim Fressen
Die extremen Hitze- und Trockenjahre seit 2015 haben die Wälder geschwächt und gleichzeitig die Vermehrung waldschädigender Insekten stark gefördert. So befindet sich der Schwammspinner, ein unscheinbarer Schmetterling, seit drei Jahren in der Massenvermehrung. Örtlich sind die Dichten so hoch, dass Kahlfraß durch die Raupen zu erwarten ist.
Intensive Analysen der Förster haben ergeben, dass der Schwammspinner für 2020 sein Befallsgebiet deutlich ausgeweitet hat. Zum Schutz besonders gefährdeter Wälder haben sich Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für einen Pflanzenschutzmitteleinsatz angemeldet.
Diese Waldschutzmaßnahme findet Ende April / Anfang Mai statt.
Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick, in welchen Waldgebieten ein Pflanzenschutzmitteleinsatz geplant ist.
Behandlungsflächen 2020 im Landkreis Schweinfurt, bzw. Teilflächen von diesen
Gemeinde
| Gemarkung | Waldgebiet * |
---|
Bergrheinfeld | Bergrheinfeld | südwestlich und nordöstlich des Autobahndreiecks Werntal
|
Dittelbrunn | Dittelbrunn Hambach Holzhausen | nördlich Dittelbrunn südlich Hambach (2 Flächen) südlich Holzhausen |
Donnersdorf | Pusselsheim Tugendorf Donnersdorf Falkenstein Traustadt | südlich Pusselsheim nördlich Tugendorf östlich und westlich Donnersdorf östlich und westlich Falkenstein nördlich Traustadt |
Euerbach
| Euerbach Sömmersdorf Obbach | nördlich Euerbach westlich Sömmersdorf (Fraunreißig) südwestlich und nordwestlich Obbach |
Frankenwinheim | Frankenwinheim | südwestlich Frankenwinheim |
Gochsheim
| Weyer
| nördlich der A70 |
Grettstadt
| Obereuerheim Dürrfeld Grettstadt Untereuerheim | westlich, sowie nordöstlich und östlich Obereuerheim südlich Dürrfeld südlich und nördlich Grettstadt westlich Untereuerheim |
Poppenhausen
| Maibach Kützberg Poppenhausen | nördlich und östlich Maibach nordwestlich Kützberg (2 Flächen) westlich Poppenhausen (2 Flächen); östlich (4 Flächen) |
Schonungen | Mainberg Hausen Marktsteinach Waldsachsen Schonungen | westlich Mainberg westlich Hausen nordöstlich Marktsteinach (2 Flächen); südlich eine kleine Fläche kleine Flächen nördlich Waldsachsen östlich Reichelshof |
Stadt Schweinfurt
|
| nördlich Schießhaus an Stadtgrenze
|
Sulzheim | Sulzheim Mönchstockheim | nördlich Sulzheim östliche Mönchstockheim (2 Flächen) |
Röthlein | Heidenfeld | östlich Heidenfeld |
Wasserlosen
| Wasserlosen Greßthal Rütschenhausen Brebersdorf Kaisten Schwemmelsbach Burghausen Wülfershausen | östlich und südlich Wasserlosen westlich, nördlich und östlich Greßthal nördlich und östlich Rütschenhausen westlich, nördlich und südlich Brebersdorf Teilflächen rund um Kaisten südlich und westlich Schwemmelsbach westlich und östlich Burghausen westlich und nördlich Wülfershausen |
Werneck
| Vasbühl Eckartshausen Mühlhausen Eßleben | westlich und nördlich Vasbühl nordwestlich Eckartshausen nördlich Mühlhausen (Viereck) nördlich Eßleben (Eichenlach) |
| | * i. d. R. wird nur eine Teilfläche des Waldgebietes behandelt; durch die gemarkungsweise Darstellung werden gemarkungsübergreifende Waldgebiete mehrfach aufgeführt. |
Behandlungsflächen 2020 im Landkreis Haßberge, bzw. Teilflächen von diesen
Gemeinde | Gemarkung | Waldgebiet * |
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Knetzgau | Eschau Hainert | südöstlich von Eschau westlich von Knetzgau |
Königsberg | Unfinden Königsberg | nordöstlich von Unfinden (Bereich westlich der Urwiese) östlich des Schloßbergs/der "Coburger Straße"; südöstlich und südlich des "Schafhofes" |
Theres | Horhausen Obertheres | nordwestlich von Steinsfeld; westlich von Horhausen westlich der HAS 4 |
Wonfurt | Dampfach | nördlich und westlich von Dampfach |
Zeil a. Main | Sechsthal Krum Zeil | südlich des Wendbaches östlich von Krum und im Bereich "Kohlplatte" östlich von Zeil im Bereich der HAS 14 |
| | * i. d. R. wird nur eine Teilfläche des Waldgebietes behandelt |
Warnhinweise
Sperrschild
Nach der Behandlung mit Pflanzenschutzmittel sind die Waldflächen mit diesem Schild und rot/weißem Sperrband bis zum Antrocknen des Sprühbelags gesperrt.
Hinweisschild
Im Zeitraum von drei Wochen dürfen auf den behandelten Waldflächen keine zum Verzehr bestimmten Pilze, Kräuter und Früchte gesammelt werden.
Wie groß ist die Gefahr für den Wald?
Ob der Wald gravierenden Schaden nimmt, hängt einerseits von der Stärke des Schwammspinnerfraßes ab und andererseits vom Vitalitätszustand, den Abwehrkräften der Bäume. In den Extremjahren 2015, 2018 und 2019 waren die Bäume in der Region starker Hitze und Trockenheit ausgesetzt. 2019 zeigten sich bisher so nicht gekannte Schäden und diese auch an Laubbäumen, insbesondere an Rotbuchen. Ebenso nahm bei der Eiche seit dem Sommer 2019 der Umfang der Schäden und damit verbunden der zwangsweise Einschlag geschädigter Bäume zu.
Werden Fichten vom Borkenkäfer befallen, sterben sie in kurzer Zeit ab. Diese Schäden fallen für jeden rasch und deutlich ins Auge. Anders bei der Eiche. Kommen zu den Folgen des Klimawandels noch die Belastungen durch Schwammspinnerkahlfraß wird sie weiter in ihrer Vitalität gemindert. Befällt der Eichenmehltau, ein vor 100 Jahren eingeschleppter Pilz, die Blätter der Johannistriebe zuvor kahlgefressener Eichen, kostet sie das weitere Reservestoffe und Kraft. Sie werden anfälliger für Insektenbefall, wie den Zweipunkteichenprachtkäfer. Die Absterbeprozesse in derart geschädigten Eichenwäldern dauern über Jahre und sind für den Waldbesucher nur schwer erkennbar, denn die nach und nach einzeln absterbenden Bäume werden oft von den Waldbesitzern zeitnah entnommen, um die Ausbreitung schädlicher Insekten und Wertverluste zu vermeiden.
Eine Dokumentation der Fraßschäden an der Eiche nach der ersten Massenvermehrung des Schwammspinners in Bayern Anfang der 90iger Jahre der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zeigt, dass in unbehandelten kahlgefressenen Wäldern bis 30% und bei Kombination mit weiteren Schadfaktoren bis 80% der Bäume in den Jahren nach dem Fraß abgestorben sind.
Schwammspinner - LWF-Faltblatt
Dabei ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die letzte Möglichkeit, einen solchen Schaden abzuwenden. Im Vergleich zu früheren Kalamitäten ist aktuell die Zahl der zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmittel sehr gering. Gerade bei der Ausbringung aus Luftfahrzeugen sind die gesetzlichen Hürden sehr hoch.
Einsatz von Pflanzenschutzmitteln: Waldbesitzer aufgepaßt!
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Wald wird nach dem Grundsatz: "So wenig wie möglich" durchgeführt. Beflogen sollen nur die Gebiete werden, die sehr hohe Schwammspinnerdichten erwarten lassen.
Dabei werden die betroffenen Waldgebiete aber nicht vollflächig überflogen: Grundsätzlich bleibt ein 25 Meter breiter Streifen entlang der ökologisch wertvollen Waldränder unbehandelt.
Weiter werden beispielsweise alle uns bekannten Flächen mit Vorkommen geschützter Arten ausgespart.
Dazu kommen dann auch noch Auflagen aus den Ausbringungsvorschriften der jeweilen Pflanzenschutzmittel, wie z. B. Abstandsflächen zu Feuchtbiotopen und Wasserflächen.
Was bedeutet das für Waldbesitzer in der Region?
Nachdem nicht die gesamte Fläche, auf der der Schwammspinner derzeit in höheren Dichten vorkommt, behandelt wird, ist es wichtig, dass jeder Waldbesitzer seine Wälder das ganze Jahr gründlich beobachtet.
Sollte bei Kontrollen stärkerer Kahlfraß auffallen, nehmen Sie bitte Kontakt mit Ihrem örtlich zuständigen, staatlichen Revierleiter auf.
Für alle Fragen zum Schwammspinner wenden Sie sich bitte auch an Ihr zuständiges Forstrevier.
Der Schwammspinner
Steckbrief Schwammspinner
Die Männchen des Schwammspinners sind relativ unscheinbar grau gefärbt, mit dunklen Zackenlinien auf den Flügeln. Im Gegensatz zu den deutlich größeren und sehr hell gefärbten Weibchen sind diese recht flugaktiv.
Während des in der Zeit von Juli bis August stattfindenden Falterflugs findet bereits die erste Prognose zur Entwicklung der Population statt. Hierbei werden in Duftstofffallen die darin gefangenen Falter gezählt. Liegt die Zahl der gefangenen Falter pro Falle über 2.000 Stück, ist die Warnschwelle überschritten. Mit dem Aufbau einer Massenvermehrung muss gerechnet werden.
Bis zu 1.000 Eier pro Gelege
Nach dem Falterflug legen die kaum flugaktiven Weibchen Gelege mit durchschnittlich 300 bis 600 Eier, im Einzelfall sogar bis 1.000 Eier an.
Die Gelege werden von den Weibchen an Bäumen abgelegt und mit gelbbrauner bis brauner Afterwolle abgedeckt.
Diese schwammartig aussehenden Gelege waren für diese Schmetterlingsart auch namensgebend.
"Kleine Raupe Nimmersatt"
Im April schlüpfen die Räupchen und beginnen an den frisch austreibenden Knospen zu fressen.
Nach mehrmaliger Häutung können die dann fingerdicken Raupen am Ende ihrer Entwicklung bis zu 7,5 cm lang werden.
Dabei fressen die Raupen bis in den Juni hinein sehr verschwenderisch und können, wenn die von ihnen bevorzugten Eichen kahlgefressen sind, auf andere Laubbaumarten und letztendlich sogar auf Nadelbäume wie Lärche und Kiefer ausweichen.
Über ihre Entwicklung verbraucht jede Raupe rund einen Quadratmeter Blattfläche.
Weitere Informationen zum Schwammspinner
Schwammspinner und Anwohner
2019 wanderten Schwammspinnerraupen nach Kahlfraß im Wald auf angrenzende Wohngrundstücke. Dies geschah z. B. in Gunzenhausen, Gera und im Amtsbereich in Schraudenbach.
Die Ergebnisse der von der Bayerischen Forstverwaltung im Herbst 2019 durchgeführten Eigelegezählungen geben Aufschluss, in welchen Waldgebieten mit Kahlfraß zu rechnen ist. Wenn solche Gefährdungsflächen unmittelbar oder nahe an Wohnbebauung liegen, informiert die Bayerische Forstverwaltung die betroffene Kommune, damit diese ggfs. Vorsorgemaßnahmen treffen können.
Zu den Aspekten des Schwammspinners für die menschliche Gesundheit informiert folgender Link:
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Weitere Schädlinge an der Eiche
Schädlinge in Eichenwäldern
Unsere heimischen Eichenwälder zeichnen sich durch eine große Artenvielfalt aus.
In manchen Jahren gehören dazu einige Schädlinge wie zum Beispiel Eichenwickler, verschiedene Frostspannerarten, der Eichenprozessionsspinner und der Schwammspinner.
Wenn dann auch noch der Eichenmehltau und der Eichenprachtkäfer dazu kommen, wird es für die Eichen eng.
Bitte nicht Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner verwechseln!
Auch der Eichenprozessionsspinner kann bei Massenvermehrungen der Eiche sehr schaden. - Das öffentliche Interesse liegt dabei aber stärker auf den gesundheitlichen Schäden, die ein Waldbesucher beim Kontakt mit den Raupen des Eichenprozessionsspinners davontragen kann. Die Raupen besitzen mehrere hunderttausend Brennhaare, die ein Nesselgift enthalten, das asthmatische Beschwerden, Hautentzündungen, Schwindel, Übelkeit, Fieber etc. auslösen kann, wenn man damit in Berührung kommt. Selbst nach Jahren können von den Brennhaaren in alten Gespinnsten und Häutungsresten solche Symtome ausgelöst werden.
Eichenprozessionsspinner - LWF-Faltblatt
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