Inforeihe Lebensräume
Blühstreifen und Blühflächen - kleine Maßnahmen, große Wirkung

Blühstreifen in der KulturZoombild vorhanden

Fotos: Dr. Müller-Waldeck, AELF Abensberg-Landshut

Lebensraum Blühstreifen/Blühflächen - einfach, flexibel, wirkungsvoll

Eine blühende Fläche inmitten einer Landschaft zu entdecken, erfreut nicht nur das Auge. Blühstreifen am Feldrand oder im Acker sind wertvolle Lebensräume für zahlreiche Wildtiere. Die vielfältige Blütenpracht bietet Nektar für Schmetterlinge und Bienen. Die Samen sind die Nahrung zahlreicher Vögel. Von Reptilien und kleinen Säugetieren wird der Blühstreifen als Wohn- und Nistplatz genutzt. Auch Feldlerchen brüten dort. Fasan, Rebhuhn und viele weitere Offenlandarten finden dort Nahrung und Deckung vor Greifvögeln.

Vernetzungsachsen und Lebensraum in Herbst und Winter

In der kalten Jahreszeit bieten Blühstreifen vielen Wildtieren Deckung und dienen als Winterquartier. Hohlräume von trockenen Halmen und Stängeln werden von den Raupen und Puppen vieler Insekten zum Überwintern genutzt. Die Pflanzen wirken zwischen Schnee und Erde als zusätzliche Isolierschicht. Damit schützen sie im Boden überwinternde Lebewesen vor Kälte und Frost.
Blühstreifen vernetzen Lebensräume, indem Kleintiere sie als Wanderroute nutzen. Während der Erntezeit wird der Blühstreifen für viele Tiere ein Rückzugsgebiet, um nach der Ernte von dort aus die Ackerfläche wieder zu besiedeln. Im Blühstreifen leben viele Nützlinge. Diese leisten einen Beitrag zur biologischen Schädlingsbekämpfung und wirken sich damit positiv auf die angrenzenden Feldfrüchte aus. Der große Vorteil an Blühstreifen/Bejagungsschneisen ist, dass Sie flexibel in die Produktion integriert werden können. Sie sind einfach umzusetzen und effektiv im Sinne der Lebensraumvernetzung.
Blühstreifen sind Vernetzungsachsen zwischen Lebensräumen

Flucht- und Lebensraum

Blühstreifen am Feldrand entlang der Straße

Vernetzung

Wie eine gelungene Kooperation aussehen kann, zeigen engagierte Landwirte, die dortigen Jäger, und die Leipfinger-Bader GmbH in der Gemeinde Buch am Erlbach. Lesen Sie dazu mehr im Abschnitt weiter unten "Beispiel: Wie legt man einen Blühstreifen an".

Blühstreifen oder Blühflächen – produktionsintegrierte Lebensräume im Acker

Im Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) werden im Bereich Biodiversität und Artenvielfalt verschiedene Blühflächen unterschieden:
B47 - Jährlich wechselnde Blühflächen mit 600 €/ha Blühflächen oder
B48 - Blühflächen an Waldrändern und in der Feldflur bis EMZ 5000 mit 600 €/ha, je weitere 100 EMZ +15 €/ha
Diese KULAP-geförderten Blühflächen müssen beantragt werden und es gibt zahlreiche Vorgaben, welche Kriterien einzuhalten sind. Weitere aktuelle Informationen zur Förderung von Agrarumweltmaßnahmen finden Sie im Förderwegweiser des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten:

Förderwegweiser - Staatsministerium Externer Link

Blühstreifen/Bejagungsschneisen - die unbürokratische Lösung

Wer nun ohne bürokratischen Aufwand und ohne Berücksichtigung zahlreicher Vorgaben wie z.B. Mindestgröße, Saatgutmischung, Betretungs-bzw. Befahrungsverbot nach Ansaat u.v.m. etwas für die Biodiversität und Artenvielfalt auf seinen Flächen tun möchte, kann dies in Form von sogenannten "Blühstreifen/Bejagungsschneisen" machen.
Seit dem Jahr 2019 können grundsätzlich auf allen Flächen mit Acker- oder Dauerkulturen streifenförmig (längliche Ausrichtung) Bejagungsschneisen/Blühstreifen im marginalen Umfang (max. 20 % des Schlages) angelegt werden, ohne diese gesondert als eigenen Schlag auszuweisen. Nehmen die Streifen/Schneisen jedoch einen größeren Flächenumfang ein, sind sie gesondert zu erfassen.
Förderrechtlich unterliegen diese Bejagungsschneisen/Blühstreifen vergleichsweise wenigen Vorgaben. Die Streifen/Schneisen sind zu begrünen bzw. der Selbstbegrünung zu überlassen und entweder abzuernten oder aus der Erzeugung zu nehmen und jährlich zu pflegen (z. B. mulchen). Auch wenn die Saatgutwahl keinen rechtlichen Vorgaben unterliegt, empfehlen wir aus Sicht der Wildlebensraumberatung ausschließlich hochwertige Saatgutmischungen zu verwenden, um einen möglichst hohen Nutzen für Biodiversität und Artenvielfalt zu stiften.

Blühstreifen anlegen und pflegen - was ist zu beachten?

Generell empfehlen wir, sich bereits bei der Planung von Maßnahmen mit der Förderabteilung des zuständigen AELF in Verbindung zu setzen, um im Voraus die förderrechtlichen Voraussetzungen abzuklären. Zum einen was die Anlage, aber auch was die anschließende Pflege betrifft.
Vernetzungsachsen schaffen
Grundsätzlich können Sie Blühstreifen/Bejagungsschneisen flexibel auf Brachflächen, innerhalb eines Ackerschlags, am Ackerrand oder auf Vorgewenden anlegen. Auch schmale Blühstreifen ab rund 2 Meter Breite haben bereits einen positiven Effekt auf Tiere und Insekten. Vor allem entstehen auf diese Weise Vernetzungsachsen in der Agrarlandschaft. Diese einfache lebensraumfördernde Maßnahme eignen sich sehr gut für Kooperationen zwischen Landwirten, Jägern, Firmen, Bürgern, u.v.m. Jeder Beteiligte kann einen wertvollen Beitrag liefern und unterstützen, dass unsere Agrarlandschaft lebendiger und bunter wird.
Keine Pflege notwendig
Die Blühstreifen benötigen keinerlei Pflege. Bei zu hohem Unkrautdruck im ersten Jahr, kann die Fläche bereits im Herbst gemulcht werden. Danach kann der Blühstreifen für 3-5 Jahre ohne Berührung verbleiben. Zum Erhalt der Direktzahlungen fordert das EU- Förderrecht jedoch die Mindesttätigkeit der Bewirtschaftung bis zum 15.11. Konkret wird hier das Mulchen bzw. mit Ausnahmegenehmigung das Mähen und Abfahren gefordert. Hierbei gilt es darauf zu achten, nicht frühmorgens oder bei nasskalter Witterung zu mulchen, da viele Insekten oder Kleintiere hier noch nicht mobil sind und nicht flüchten können. Nach der Mahd sollte das Mähgut möglichst erst am nächsten Tag abgefahren werden. So haben die Tiere wie Schmetterlingsraupen Gelegenheit sich in Sicherheit zu bringen. Es ist bereits bekannt, dass diese gesetzlichen Verpflichtungen sich nachteilig auf Biodiversität und Artenvielfalt auswirken können. Die zuständigen Stellen stehen diesbezüglich im fachlichen Austausch.

Beispiel: Wie legt man einen Blühstreifen an?

  • Saatbettbereitung und Aussaat: feinkrümliger Boden, Aussaat mit Sämaschine oder per Hand Saatgut: z.B. Lebensraum 1, sowie Deckungsmischung der Firma Saaten Zeller und Wildschutzmischung 3 der Firma Kiepenkerl Nebelung, weitere Firmen siehe unten Ansaatstärke: 10kg/ha
  • Zeitpunkt: je nach Witterung Anfang Mai bis Ende Mitte/Ende Juli, aber auch eine Einsaat im Herbst hat noch gute Wirkung erzielt, hier fehlten lediglich einzelne einjährige Sommerarten.
  • Bodenbearbeitung: Grubbern, Pflügen, Kreiseln, Anwalzen
  • Pflege: Achtung Einhaltung Förderrecht: Mindesttätigkeit z.B. bis 15.11. mulchen oder mähen und abfahren
"Der Blühstreifen lässt sich sehr gut in die Produktion integrieren"
Ulrich Bader, Betriebsleiter eines landwirtschaftlichen Betriebs in der Gemeinde Buch am Erlbach im Landkreis Landshut hat sich z.B. aufgrund der Maschinenbreite für einen 2 m breiten und 600 m langen Blühstreifen entschieden. Bader stellt für die Umsetzung der Maßnahme seine landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung und übernimmt die Ernte der Kultur und die anschließende Bodenbearbeitung. "Für die Umsetzung einer sinnvollen lebensraum-fördernden Maßnahme bin ich gerne bereit, auf einen Teil der landwirtschaftlichen Produktionsfläche zu verzichten". Die Organisation, die Ansaat und die Pflege des Blühstreifens hat Benedikt Waltmann übernommen, verantwortlicher Jäger der Gemeindschaftsjagd Garnzell und Landwirschaft, Forst- und Immobilienverwalter der Leipfinger-Bader GmbH.
Blütenreiche ganzjährige Deckung für Wildtiere
Waltmann legt bei der Anlage von Blühstreifen größten Wert auf die Verwendung hochwertiger mehrjähriger Saatgutmischungen. "Die Artenzusammensetzung sollte möglichst vielfältig sein, sodass eine blütenreiche und ganzjährige Deckung gegeben ist. Außerdem sind die Saatgutmischungen, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen für alle Kleinstlebewesen sowie Offenlandarten am besten geeignet", weiß Waltmann. In der Vergangenheit hat er gute Erfahrungen mit Saatgutmischungen der Saaten Zeller GmbH & Co. KG (Deckungsmischung & Lebensraum 1) und der Bruno Nebelung GmbH/ Kiepenkerl (Wildschutzmischung 3) gemacht.

Welches Saatgut kann ich verwenden?

Grundsätzlich empfehlen sich mehrjährige Saatgutmischungen, mit denen ein vielfältiges und kontinuierliches Blühangebot geschaffen wird. Säen Sie einheimische Pflanzenarten aus. Alle Pflanzenarten haben sich im Laufe einer jahrtausendelangen Entwicklung an ihre Umweltbedingungen angepasst. Nur heimische Pflanzen sind optimal an unsere Witterungs- und Bodenverhältnisse angepasst. Sie gedeihen daher besser und sind konkurrenzstärker. Nur sie bieten unseren Insekten und Vögeln die richtige Nahrung. Exoten werden von Wildtieren oft verschmäht.
Saatgutmischungen gibt es in unterschiedlichen Qualitäten und zu unterschiedlichen Preisen. Beim Kauf sollten Sie auch die Standortbedingungen mit einbeziehen. Wählen Sie für längerfristig angelegte Blühstreifen eine Artenkombination, die über lange Zeit stabil ist. Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit so genanntem autochthonem Saatgut. Diese Samen stammen von Pflanzen aus der näheren Region. Sie sind damit optimal an ihren Standort angepasst.

Achten Sie beim Saatgutkauf auf folgende Punkte:

  • auf der Packung sollte eine detaillierte Artenliste zu finden sein
  • es sollen keine Kulturpflanzen enthalten sein
  • der Grasanteil sollte weniger als 50 % betragen
  • es sollten keine breitwüchsigen Gräser und kein Klee enthalten sein
  • das Saatgut sollte aus Deutschland stammen, idealerweise kommt es sogar aus Ihrer Region (autochthones Saatgut)
Bei folgenden Händlern erhalten Sie geeignetes Saatgut:
Hochwertige Saatgutmischungen sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus geraten. Oftmals sind sie bei den üblichen Saatguthändlern nicht im Sortiment enthalten oder ausverkauft. Als Hilfestellung sind hier daher beispielhaft einige Betriebe aufgelistet, an die Sie sich wenden können.
Die folgende Auflistung der Betriebe erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellt keine Qualitätsauszeichnung dar. Die Internetauftritte der Unternehmen und Einrichtungen wurden nicht gesondert geprüft. Wenn Sie in die Liste mit aufgenommen werden wollen, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung.

Saaten Zeller GmbH und Co. KG
D-63928 Eichenbühl-Guggenberg
Internet: www.saaten-zeller.de/kontakt Externer Link

Kiepenkerl Wildackersaaten
Bruno Nebelung GmbH

D-48351 Everswinkel
Internet: www.nebelung.de/ Externer Link

Netzwerk Blühende Landschaft
Mellifera e.V.

D-72348 Rosenfeld
Internet: www.mellifera.de Externer Link

Appels Wilde Samen GmbH
64295 Darmstadt
Internet: www.appelswilde.de/ Externer Link

Rieger-Hofmann GmbH
74572 Blaufelden-Raboldshausen
Internet: www.rieger-hofmann.de Externer Link

Natura-Saaten
Inh. Michael Klencz

97688 Bad Kissingen
Internet: www.natura-samen.de/ Externer Link

Sie sind interessiert an dem Thema Blühstreifen/Blühfläche und wollen mehr Informationen?

Wir freuen uns über Ihre Anfrage und beraten Sie gerne.

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