Landwirtschaftsschule Schweinfurt, Abteilung Landwirtschaft
Aus dem Schulleben
Parlamentarische Staatssekretärin besucht AELF und Landwirtschaftsschule Schweinfurt
Die darauf aufbauende Meisterschule bereitet die künftigen Hofnachfolgerinnen und -nachfolger für ganz Unterfranken auf die Tätigkeit als landwirtschaftlicher Unternehmer und Betriebsleiter vor.
Derzeit spiegelt sich die Situation in der Landwirtschaft in einer zögerlichen Nachfrage nach Bildung wider. Ein Blick auf die Demographie und auf die Herausforderungen der Landwirtschaft zeigen dagegen einen weiteren Bildungsbedarf auf. Bayernweit verfügen nur knapp 37 % der landwirtschaftlichen Betriebe über eine Weiterqualifikation zum Meister, Techniker oder Studium – Unterfranken hinkt mit seinem hohen Nebenerwerbsanteil deutlich hinterher.
Hauswirtschaftliches Wissen ginge immer mehr verloren, aber gerade dieses Wissen sei für eine nachhaltige Veränderung unserer Konsumgewohnheiten die notwendige Alltagskompetenz, betonten Schwarz und Dömling. Dazu brauche es begleitende Bildungsangebote wie den Lehrgang "Qualifizierung in der Hauswirtschaft" oder die Kurse im Programm Junge Eltern – Ernährung und Bewegung, die in Schweinfurt angeboten würden.
Im zweiten Teil der Veranstaltung gemeinsam mit Vertretern des vlf (Verband für land- und hauswirtschaftliche Fachbildung) ging es um die prekäre Situation der Landwirtschaft. Dr. Rottmann zeigte sich als profunde Kennerin der aktuellen Herausforderungen. Sie habe sich ausführlich mit den Thesen der Zukunftskommission Landwirtschaft auseinandergesetzt, die im letzten Jahr gemeinsam von Vertretern aus Landwirtschaft und Umweltschutz verabschiedet wurde. Die Zeit dränge, um die Abhängigkeiten der Landwirtschaft von den derzeitigen Marktmechanismen zu verringern, und es stelle sich die Frage: Wie können wir resiliente Systeme schaffen bzw. Vorhandenes dahingehend weiterentwickeln?
Rottmann stand einer Fortsetzung dieses ersten Kennenlerngespräches positiv gegenüber. Sie stellte in Aussicht, dass sie die Studierenden gerne im nächsten Schulwinter zu einer Projektarbeit besuchen und persönlich kennenlernen wolle.
Erlebnis Bauernhof und Verbraucherdialog
Im Fach Rhetorik mit Erlebnis Bauernhof und Dialog mit Verbrauchern auseinandergesetzt
Gleich vorneweg stellte sie klar, warum sie sich so engagiert: "Bei einem Besuch brauche ich nicht belehren! Wenn die Gruppen bei mir auf dem Hof sind, komme ich mit ihnen ganz selbstverständlich ins Gespräch. Und so ein Gespräch findet auf Augenhöhe statt." Ihr Angebot stellt Leyh unter die Überschrift "Landwirtschaft erleben – Schatzkiste Bauernhof".
"Uns Landwirten sind diese Schätze meist nicht bewusst, weil alltäglich", so Leyh. Ein Gast auf dem Hof erlebe das Angebot dagegen als ganz besonders. Das wiederum öffne auch ihr und ihrer Familie oftmals die eigenen Augen. Sie lasse Besucher in eine Schatzkiste greifen und selbst entscheiden, was sie anspreche: ein Spielzeugschlepper als Synonym für die Technik, ein Tier, z. B. ein Kälbchen, ein Maiskolben, eine Flasche Bier (Was hat Bier mit Landwirtschaft zu tun? Ein Feierabendbier? Nicht für jeden sofort einsichtig, dass eine wichtige Bierzutat vom Acker kommt: Gerste für das Malz.), … Und schon sei das Gespräch eröffnet.
Ute Leyh führt jährlich über 100 Veranstaltungen durch: Im Jahreskurs für Eltern und Kinder geht Ute Leyh auf Entdeckungsreise auf dem Bauernhof und auf den umliegenden Wiesen und Feldern bis in den angrenzenden Wald. Ein Kindergeburtstag wird mit einer Bauernhofrallye oder einer Schatzsuche und mit Kälbchenstreicheln zum Erlebnis. Mit Themen wie "Vom Getreide zum Brot" oder "Von der Kuh zur Milch" oder "Energie aus nachwachsenden Rohstoffen" sind Schulklassen eingeladen. Dazu werden die Themen in Absprache mit der Lehrkraft auf ein Unterrichtsthema entsprechend dem Lehrplan angepasst. Die Unterstützung der Familie und festangestellte Mitarbeiter ermöglichen ihr das Betätigungsfeld.
Weil ihr die Arbeit mit Menschen generell und insbesondere mit Kindern große Freude bereitet, entschied sie sich, nicht nur das eintägige Pflichtmodul, das für Unter- und Oberfranken am 21. März 2022 angeboten wird (siehe unten) zu absolvieren. Sie besuchte die 15-tägigen Qualifizierung zur Erlebnisbäuerin, die in Modulen über ein ganzes Jahr alle Aspekte der Erlebnispädagogik vermittelt. Dabei standen Rechtliches, betriebswirtschaftliche Aspekte, Marketing und eine Lehrfahrt auf dem Lehrplan. Grundsätzlich vermittelt diese Ausbildung, wie man den Tages- und Jahresablauf des eigenen Hofs fremden Menschen nahebringen kann. Und genau dies tue sie mit ihren Angeboten.
Im Semester entstand eine rege Diskussion, ob dieses Programm sich wirklich für ihre Betriebe eigne: "Ob die Kinder nicht überall rumwuseln?" Wichtig sei, dass die Regeln, wie sich die Besucher auf dem Hof benehmen sollen, gleich zu Beginn klar kommuniziert werden: Ganz wichtig, nicht rennen oder schreien, alle Besucher benehmen sich wie Gäste! Und im täglichen Ablauf ist gegenseitige Rücksicht gefordert, das werde auch in der eigenen Familie diskutiert und kommuniziert. So könne auch an einem Tag, an dem die Silage eingebracht werde, das Programm stattfinden. Aber gerade die sonst im Schulalltag auffälligen Kinder sind Leyh ans Herz gewachsen: Der Umgang mit Tieren oder der Bauernhof als Ganzes ermögliche solchen Kindern, sich mit ihren Fähigkeiten zu zeigen, wie sie die Lehrkräfte oft noch nicht kannten. Sie besäßen Ausdauer bei handwerklichen Aufgaben oder hätten feine Antennen, um mit Tieren umzugehen.
Für alle, die dieses Thema anspricht, bietet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten neben Qualifizierungsmaßnahmen auch Beratung für einen Einstieg in die Diversifizierung. Für den, der Freude am Umgang mit Menschen hat, ermöglicht die Erlebnispädagogik Einkommenschancen und einen neuen Blick auf das eigene Tun.
Dialog mit der Politik

Behördenleiterin Klaudia Schwarz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt stellte heraus, dass man im Rahmen der jährlich stattfindenden Projektwoche verschiedene Themen bearbeitet habe. Immer gehe es um den Dialog: mit dem Ernährungshandwerk, zur Transparenz von Lebensmitteln sowie mit Verbrauchern. Von Seiten der Landwirte wünsche man sich mehr Wertschätzung mit dem Ziel, besser miteinander zu reden als übereinander.
Unter den Studierenden zwischen 19 und 36 Jahren sind:
- 15 Milchviehhalter
- 5 Schweinemäster
- 5, die ökologisch wirtschaften
Philipp Kindermann aus Rhön-Grabfeld verwies darauf, dass er 365 Tage 24 Stunden am Tage auf seinem Milchviehbetrieb mit 200 Rindern, automatischem Melksystem und naturnaher Bewirtschaftung tätig sei.
Philipp Kindermann
Die Situation von Schweinemästern zeigte Florian Gehrig mit seinem Betrieb mit 130 Sauen und 200 Hektar Fläche auf. Er zeigte sich stolz auf seine Eltern, die alles getan hätten, um die Zukunftsfähigkeit zu erhalten. "Wir bauen alle Futtermittel auf eigenen Äckern und haben es mit Bravour geschafft, obwohl uns viele Steine in den Weg gelegt wurden. Wir haben neu investiert und nach nicht einmal 10 Jahren heißt es schon wieder umbauen." Er fragte die Politikerinnen, was sie dafür tun, den Schweinehaltern Sicherheit zu geben.
Florian Gehrig
Der Betrieb von Daniel Kechel aus dem Würzburger Raum steht neben der Milchviehhaltung auf weiteren Füßen wie Biogasanlage und Photovoltaik.
Daniel Kechel
Selbst Biobetriebe mit Schafen auf der Weide auf Naturschutzgebieten beschwerten sich, dass die Politik wegen der Größe wieder reingrätsche und kleine Betriebe in Schwierigkeiten gerieten. Ein junges Paar aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld präsentierte ihre wegen der Trockenheit sehr unterschiedlichen Karotten. "Es wird immer schwieriger den hohen Ansprüchen des Handels und Verbrauchers gerecht zu werden. Kleine, unbedeutende Abweichungen von der Norm bedeutet, das Produkt wird verworfen. Dazu kommt, dass 1,3 Mio Tonnen Lebensmittel in Bayern auf dem Weg vom Landwirt zum Verbraucher in den Müll gelangen."
"Wir brauchen nachhaltige Produkte aus der Region, auch aus klimapolitischen Gründen", meinte dazu MdB Anja Weisgerber. Dabei gehe es nicht nur um Bioprodukte, sondern man brauche das Miteinander zwischen den Landwirten und ihren Produkten sowie der Biodiversität. Auch in der Kennzeichnung müssen sich noch viel verbessern, damit man wisse, ob etwas aus der Region komme. Im Zusammenhang mit dem Verbraucher stellte sie Bildung und Kommunikation als elementare Punkte heraus.
Anja Weisgerber
MdEP Marlene Mortler stellte eine absolute Ernährungsversorgung aus dem eigenen Land heraus. Diese Sicht habe man Jahre ausgeblendet und dies zeige auch eine Folgeschätzung der KIT-Studie. "Wir müssen in Europa viel mehr Nahrungsmittel importieren und verlagern gleichzeitig die Umweltprobleme in Drittstaaten."
Hinsichtlich der geforderten Planungssicherheit gab MdEP Mortler zu bedenken, "eine 25-jährige Planungssicherheit wird ihnen keiner mehr geben und wir könnten schon über 15 Jahre und einen Bestandschutz froh sein." Sie gab den jungen Landwirten aber auch Mut nach vorne zu schauen, wie so viele Generationen vorher. Dabei sollte man nicht immer nur an Wachsen und an die Größe denken. Im Zusammenhang mit dem Strukturwandel gelte es ein Mittel zu finden und so zu steuern, dass es für alle eine Möglichkeit gebe. Die Wertschöpfung könne auch anders aussehen.
Marlene Mortler