Rückblick Forum "Landwirtschaft im Dialog"
Ackerbau in Einklang mit Boden und Klima

Menschengruppe auf Wiese

Über die Landwirtschaft wird viel geredet, doch mit ihren Vertreterinnen und Vertretern viel zu selten. Mit der Veranstaltung "Landwirtschaft im Dialog" sollen landwirtschaftliche Erzeuger und Vertreter aus Politik, Umweltorganisationen und Verwaltung aus Unterfranken ins Gespräch gebracht werden.

Die Veranstaltungsorte und Schwerpunktthemen wechseln. 2025 fand die Veranstaltung in Eußenheim auf dem Betrieb der Familie Hoßmann unter dem Titel „Ackerbau in Einklang mit Boden und Klima“ statt. Praktische Vorführungen und zwei Vorträge standen auf dem Programm und ganz wichtig: Zeit für Austausch und Diskussion.

Mann steht in Bodengrube
Boden ist nicht gleich Boden
Welche Rolle die Bodenbearbeitung und Bodenart bei der Bewirtschaftung spielen, dies wurde anschaulich bei zwei Stationen auf einer Wiese dargestellt. Anhand eines freigestellten Bodenprofils erläuterte Heiko Lukas, Sachgebietsleiter für Agrarstruktur- und Umweltbelange bei der Regierung von Unterfranken, exemplarisch den Bodenaufbau, der letztlich entscheidet, ob und welcher Ackerbau möglich ist. Dass ursprüngliche Gestein und der Wassereintrag der vergangenen Jahrhunderte bestimmten die Bodenart. Seinen Boden zu kennen, ist die Grundlage für jede landwirtschaftliche Tätigkeit, unterstrich der Fachmann.

Er gab zu bedenken, dass in den letzten vier Jahrzehnten mehr als 300.000 Hektar Siedlungs- und Verkehrsflächen entstanden sind. Flächen, die der Landwirtschaft verloren gegangen sind. Und dieser Trend hält an.

Seine Kollegin, Nadine Jäger hatte verschiedene Bodenproben vorbereitet. Deren Unterschiede durften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den eigenen Händen praktisch erfühlen

Traktor mit zwei unterschiedlich aufgepumpten Reifen
Maschinelle Bodenbearbeitung
Welchen Einfluss die verschiedenen Geräte zur Bodenbearbeitung auf die Bodenstruktur und die Wasseraufnahme haben, erläuterte Joachim Dömling vom AELF Schweinfurt. Vom Pflug über Grubber bis hin zum Striegel waren die technischen Möglichkeiten der Bodenbearbeitung zu besichtigen. Ein Trecker stand mit zwei unterschiedlich aufgepumpten Reifen am Rand der Wiese. „Warum investieren Landwirte in die teure Technik den Reifendruck vom Traktorsitz aus verändern zu können?“, war die Frage in die Runde. Die Antwort: Ein voll aufgepumpter Reifen hat weniger Widerstand und ist so auf der Straße spritsparender während auf dem Acker ein Reifen mit weniger Druck eine größere Aufstandsfläche bietet und so hilft Verdichtungen des Bodens zu verringern.
Vier Bodenproben werden künstlich beregnet
Regensimulator im Einsatz
Welche Rolle die unterschiedliche Bearbeitung auf die Aufnahme von Regenwasser und Bodenerosion hat, zeigte ein anschaulicher Versuch: Mit einem Regensimulator wurde auf vier verschiedenen Böden ein starker Regen simuliert und gezeigt, wie schnell das Waser abfließt und wieviel Boden mitgenommen wird. Der Versuch zeigte eindrucksvoll wie wichtig ein bedeckter, lebendiger und durchwurzelter Boden ist, um Erosion zu verhindern und Wasser aufzunehmen.
Mann vor Leinwand
Direktsaat als Antwort auf den Klimawandel?
Nach diesem Praxisteil stellte Florian Hoßmann kurz den eigenen Betrieb vor, der seit 2018 auf biologische Bewirtschaftung setzt. Mit Blick auf die anwesenden Vertreter aus Politik und Verwaltung wünschte er sich mehr Planungssicherheit für die Landwirtschaft. „Wir denken in Generationen und planen für Jahre“, so Hoßmann.
Was die Direktsaat, das heißt der Verzicht auf jegliche Bodenbearbeitung, für den Boden leisten kann, das erläuterte Egid Hennig, ein landwirtschaftlicher Pionier aus Richelbach im Landkreis Miltenberg.

Im Betrieb Hennig ist der Boden immer bedeckt, das ist die wichtigste Leitschnur. So sät Hennig nicht in einen blanken oder für die Aussaat bearbeiteten Acker, sondern in die Reste der Vor- oder Zwischenfrucht ein. Möglich macht dies eine spezielle Maschine, die mit hohem Schardruck einen schmalen Saatschlitz in den unbearbeiteten Boden zieht und das Saatgut direkt einlegt. Um das Wachstum der Jungpflanze zu fördern, gibt Hennig dem Saatkorn noch ein selbst hergestelltes Kompostextrakt mit auf den Weg.

Ein wichtiger Baustein des Systems Direktsaat sind die Zwischenfrüchte. Diese Pflanzen, die zwischen den eigentlichen Ertragskulturen auf dem Acker stehen, lockern den Boden, schützen ihn vor Abtrag und Sonne und sind Futter für die Regenwürmer. Diese sind die wichtigsten Verbündete für einen offenporigen und lebendigen Boden. Diese nehmen das Regenwasser gut auf und bieten den Pflanzen in Trockenperioden einen Wasservorrat. Nicht umsonst war der Vortrag „Direktsaat als Antwort auf dem Klimawandel“ betitelt. Die zunehmend trockenen Sommermonate unterbrochen durch Starkregenereignisse sind die großen Herausforderungen für die Landwirtschaft.

Den Abschluss bildete ein Austausch in Kleingruppen zu den Fragen: Wohin soll sich unsere Landwirtschaft entwickeln und wie stärken wir die Landwirtschaft in unserer Region? Die in den Gruppen erarbeiteten Vorschläge und vielfältigen Anregungen wurden dem Plenum vorgestellt.